Der Koalitionsvertrag von Union und SPD und die Stellung der Erwachsenenbildung
BERICHT
Neue politische Weichenstellung – aber nicht für alle Bildungsbereiche
Mit dem Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ (2025) legen Unionsparteien und SPD die Leitlinien ihrer Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik für die kommenden Jahre vor. Zwar betonen sie die Bedeutung von Bildung für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel und die Notwendigkeit von Investitionen, doch der Fokus liegt eindeutig auf frühkindlicher, schulischer und beruflicher Bildung. Die Erwachsenenbildung wird zwar erwähnt, bleibt jedoch ohne klare Maßnahmen. Gerade im Angesicht von Fachkräftemangel, Transformation der Arbeitswelt und gesellschaftlicher Polarisierung ist dies ein bemerkenswerter Befund, denn lebenslanges Lernen sollte nicht nur eine pädagogische Vision, sondern politische Notwendigkeit sein.
Fehlende Impulse trotz großer Herausforderungen
Der Koalitionsvertrag spricht zwar allgemein von einer transparenten Weiterentwicklung des lebensbegleitenden Lernens, bleibt aber im Bereich der (digitalen) Erwachsenenbildung vage. Zwar soll die betriebliche Weiterbildung unterstützt werden, konkrete Maßnahmen wie ein bundesweites Bildungsbudget für Erwachsene oder der Ausbau der Weiterbildungsberatung werden in diesem Bereich jedoch nicht genannt.
Digitalisierung: Viel Potenzial, wenig Konkretisierung
Die geplante Modernisierung der digitalen Infrastruktur betrifft in erster Linie Schulen. Impulse für digitale Weiterbildungsformate in der Erwachsenenbildung werden nicht explizit formuliert. Anbieter von E-Learning, Blended-Learning und modularen Kursformaten bleiben damit weiterhin auf Förderprogramme der Länder oder EU-Initiativen angewiesen.
Rolle der Bildungsanbieter: Chancen trotz Stillstand
Auch wenn der Vertrag wenig Orientierung bietet, bleibt die Notwendigkeit zur Weiterbildung unbestritten. Für Bildungsanbieter bedeutet das: Wer sich strategisch mit innovativen digitalen Lernformaten positioniert oder niedrigschwellige Angebote für benachteiligte Gruppen anbietet, kann auch ohne Unterstützung aus Berlin eine starke Rolle einnehmen. Gleichzeitig ist klar: Ohne politische Impulse auf Bundesebene droht die Schere zwischen gut ausgestatteter beruflicher Bildung und unterfinanzierter Erwachsenenbildung weiter auseinanderzugehen.
Erwachsenenbildung verdient mehr politische Substanz
Der Koalitionsvertrag 2025 bleibt aus Sicht der Fortbildungsbranche enttäuschend. Das lebenslange Lernen wird anerkannt, aber nicht gestaltet. Für Anbieter heißt das: Jetzt ist die Zeit, um durch Pilotprojekte eigene Impulse zu setzen. Die Bundesregierung liefert keinen Aufbruch, aber Spielräume, und es liegt nun an der Branche, diese mit Leben zu füllen.
Für weitere Informationen und Fragen wenden Sie sich bitte an:
Constanze Korb
Fortbildungskampagne öffentliches Recht
Presse und Kommunikation
Tel.: +49 (0) 30 89 56 27 13
E-Mail: presse@fortbildungskampagne.de
Über Fortbildungskampagne öffentliches Recht:
Die Fortbildungskampagne öffentliches Recht wurde 2019 in Berlin gegründet und erweitert das Weiterbildungsangebot im öffentlichen Sektor durch effiziente Veranstaltungen im Online-Format. ExpertInnen aus der Praxis, aus Forschung und Lehre und dem Rechtsbereich vermitteln ihr fundiertes Wissen im Rahmen von Seminaren und Inhouse-Schulungen. Die Veranstaltungen bieten einen direkten Austausch mit den ReferentInnen.
Die Fortbildungskampagne eruiert über fortlaufende Recherchen und den ständigen Austausch mit ExpertInnen und Institutionen den tatsächlichen Fortbildungsbedarf an aktuellen und praxisrelevanten Themen. Sie versteht sich als eine innovative Plattform für Wissenstransfer, deren Angebot die öffentliche Hand aktiv mitgestalten kann.
(Abb. lizensiert durch Alamy)
