Kommentar zum Vergabebeschleunigungsgesetz - von Robert Thiele

1. Oktober 2025

In unserem Beitrag "Bundesregierung beschließt Entwurf des Vergabebeschleunigungsgesetzes" haben wir den Beschluss vom 6. August 2025 mit Verweis auf den Gesetzesentwurf kurz vorgestellt.


In seiner Rolle als Vortragender, Dozent und Experte für Vergaberecht hat uns Robert Thiele, Referent im Bundesministeri- um für Digitales und Staatsmodernisierung, seinen folgenden Kommentar zum Vergabebeschleunigungsgesetz mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung mitgeteilt.

„Das Vergabebeschleunigungsgesetz setzt richtigerweise einen Fokus auf die Bedürfnisse der anbietenden Wirtschaft. Insbesondere Start-ups, die Motor für Innovation und Nachwuchs unseres Mittelstands sind, profitieren von einem Abbau bürokratischer Hemmnisse. 


Die vorgesehene Anhebung der Wertgrenzen für Direktkäufe kann Verfahren deutlich beschleunigen und die Entbürokratisierung voranbringen. Für die Vergabestellen bedeutet dies allerdings auch, dass Prozesse angepasst und neue Regelungen – etwa aus dem Bundestariftreuegesetz – integriert werden müssen. 


Damit wird die Umsetzung des Gesetzes zur echten Chance, die öffentliche Beschaffung zukunftsfähig und innovationsfreundlich zu gestalten.“

Robert Thiele ist Referent im Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung im Referat DS II 3 – Standardisierung und Digitalisierung IT-Einkauf / Digitaler Marktplatz. Dort verantwortet er die Umsetzung des Projekts Digitaler Marktplatz und leitet die Arbeitsgruppe EVB-IT, in der er die Verhandlungen mit der Digitalwirtschaft führt.


Seine Erfahrung umfasst mehr als 20 Jahre im Vergaberecht und in der öffentlichen Beschaffung. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim forum vergabe e.V. wirkte er am Aufbau der zentralen Rechtsprechungsdatenbank im Vergaberecht VERIS sowie einer umfassenden Literatursammlung zum Vergaberecht mit. Als Syndikusrechtsanwalt der Techniker Krankenkasse führte er zahlreiche Vergabeverfahren durch und befasste sich intensiv mit der Digitalisierung und Optimierung von Beschaffungsprozessen.


Darüber hinaus ist Robert Thiele ein aktiver Dozent und Seminarleiter. Er bietet Fortbildungen für Beschaffungsstellen, Fachabteilungen und Bieter an und vermittelt praxisnahes Rüstzeug für eine rechtssichere und effiziente Gestaltung von Vergabeverfahren.


Zu den kommenden Praxisseminaren mit Herrn Thiele zählen insbesondere die folgenden Termine:


24.11.25

VG.1 Direktauftrag und freihändige (Verhandlungs-) Vergabe


26.11.25
VG.2 Leistungsbeschreibungen und Vertragsbedingungen richtig erstellen


27.11.25
VG.3 Die richtige Eignungsprüfung und Angebotswertung

Für Fragen wenden Sie sich bitte an: 


Constanze Korb
Fortbildungskampagne öffentliches Recht
Presse und Kommunikation


Tel.: +49 (0) 30 89 56 27 13
E-Mail: presse@fortbildungskampagne.de


Über Fortbildungskampagne öffentliches Recht:


Die Fortbildungskampagne öffentliches Recht wurde 2019 in Berlin gegründet und erweitert das Weiterbildungsangebot im öffentlichen Sektor durch effiziente Veranstaltungen im Online-Format. Experten und Expertinnen aus der Praxis, aus Forschung und Lehre und dem Rechtsbereich vermitteln ihr fundiertes Wissen im Rahmen von praxisnahen Seminaren und Inhouse-Schulungen. Die Veranstaltungen bieten einen direkten Austausch mit den Referenten und Referentinnen.


Die Fortbildungskampagne eruiert über fortlaufende Recherchen und den ständigen Austausch mit Experten und Expertinnen und Institutionen den tatsächlichen Fortbildungsbedarf an aktuellen und praxisrelevanten Themen. Sie versteht sich als eine innovative Plattform für Wissenstransfer, deren Angebot die öffentliche Hand aktiv mitgestalten kann. 

1. September 2025
PRESSEMITTEILUNG
22. August 2025
PRESSEMITTEILUNG
9. Juli 2025
Zukunft unausweichlich voraus
31. März 2025
Meinungsbeitrag: Till Spurny Ein Wort wie „Entmenschlichung“ brachte man bis vor kurzem allenfalls mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland in Verbindung. Inzwischen werden jedoch von der amerikanischen Regierung Pressefotos verbreitet, auf denen Menschen in Gefangenschaft gezeigt werden, mit kahl geschorenen Köpfen, unwürdig in eine gebeugte Haltung gedrückt, um die „erfolgreichen Deportationen“ aus den USA zu belegen. Das ist ein Beispiel für Entmenschlichung, einer Vorstufe zu noch mehr Entwürdigung und roher Gewalt. Dass die aggressive Rhetorik und die dazugehörenden Handlungen der US-Regierung (Stichwort: Yemen) wie eine Gewaltankündigung verstanden werden können, zeigt nicht zuletzt ein aktuelles Zitat von Warren Buffet, in dem er die Erhebung von Zöllen als „Kriegshandlung“ bezeichnet (Tariffs are 'an act of war ', W. Buffet). Warum ist das relevant, wenn man zum Beispiel gerade dabei ist, die Digitalisierung voranzutreiben und Prozesse durch Technologie, Software und KI zu vereinfachen? Die Beobachtung dieser schleichenden Entmenschlichung ist deshalb relevant, weil wir uns in Deutschland bereits in einer Situation wiederfanden, in der die Puzzleteile und Einzelereignisse retrospektiv rekonstruiert werden mussten, um die größte Katastrophe unserer Geschichte zu erklären. Im Rückblick wurde dann schrittweise erklärbar, wie es zu einer Situation kommen konnte, in der Menschen nicht mehr Menschen waren. In der Rückschau konnte man dann den Stellenwert einzelner Ereignisse bewerten und konkret aufzeigen, wie letztlich eines zum anderen führen konnte. Auch wenn heute niemand sagen kann, in welche Zukunft wir uns konkret bewegen, mit welcher Überschrift das gegenwärtige Kapitel in den Geschichtsbüchern einst überschrieben sein wird, so ist doch spürbar, dass dies ein historischer Moment ist. Werden neue Technologien und Innovationen vor diesem Hintergrund stets mit einer positiv besetzten Vorstellung von Fortschritt und Entwicklung verbunden bleiben? Oder ist es denkbar, dass zum Beispiel künstliche Intelligenz einst mit Kontrolle, Herrschaft und Macht in Verbindung gebracht wird? Das darf man durchaus fragen, angesichts einer nahezu vollständig selbstverständlichen und weitreichenden Technologieabhängigkeit. Wem das gänzlich abwegig erscheint, der möge sich fragen, wie es der Technologie-Industrie bisher gelungen ist, Produkte an hunderte Millionen oder gar Milliarden von Kunden zu verkaufen und gleichzeitig die negativen Konnotationen aus Orwell's 1984 und anderen Fiktionen zu vermeiden. Es ist durchaus bezeichnend, dass Jensen Huang, Gründer und CIO von NVIDIA, dem wichtigsten Hersteller von KI-Prozessoren der Welt, kürzlich eine Kollaboration im Bereich Robotics zwischen NVIDIA, Open AI und Disney Research verkündet hat. Das lässt erkennen, dass man auch für ernsthafte KI-gestützte Roboter-Technologie offenbar ein Unternehmen wie Disney benötigt, das den Maschinen Töne, Geräusche und Gesten einverleiben kann. Damit wird uns Menschen das Gefühl vermittelt, es mit intelligenten Wesen zu interagieren anstatt mit Plastik- und Aluminiumkästen und Kupferdrähten. Im besten Fall unterstützt uns die Technologie darin, einfach menschlich zu sein - eben Mensch zu sein. Doch das bedeutet auch, dass wir aufhorchen sollten, wenn die Grenze zur Entmenschlichung überschritten wird.
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